Mittwoch, 29. Juli 2009

Chemo (Tag 90) "Quasimodos kleine Schwester"

Tjaaa, da isse wieder...

Kurz umrissen: den 4. Block hab ich ganz gut überstanden und stecke jetzt mitten im fünften. Dadurch, dass Chemo und Bestrahlung zusammen stattfinden bin ich den ganzen Tag müde und schlafe gaaanz viel... =)

Ansonsten ist nicht viel passiert... irgendwie alles langweilig... die Leute hier auf der Station kapieren nicht, dass ich nicht essen will, aber das kennt man ja schon -.-

Ich hab jetzt endlich mal ein paar Bilder von "vorher"... also wie ich kurz vor Beginn der Chemo aussah...
(bitte nicht erschrecken - sah wirklich gruselig aus!)














Tja... ich hab die Bilder gestern das erste Mal gesehen und musste schlucken. Ich hatte das gar nicht sooo doll in Erinnerung. Aber jetzt ist gar nichts mehr zu sehen.

Hmm... ich hab irgendwie nichts zu erzählen, merkt ihr auch, nicht wahr?
Wenn sich was neues ergiebt, sag ich euch Bescheid, ich werd jetzt mal wieder schlafen ;-)

Liebste Grüße - eda

Samstag, 4. Juli 2009

Chemo (Tag 64) "Ich bin zu faul, mir eine Überschrift auszudenken"

So, Freunde der Sonne...

Ich hab mich mächtig lange nicht gemeldet und dachte mir, ich sollte euch vielleicht mal wieder 'nen Schlach erzählen.

Aaalso... - ich war letztens in der Strahlenklinik zum Gespräch. Die Ärztin war super nett und hat alles erklärt und gezeigt. Am nächsten Tag bin ich wieder hingefahren (nein, ich habe keinen Spaß daran, ständig im Taxi durch die Gegend zu fahren...das ist langweilig) um meine Maske anfertigen zu lassen.
Pünktlich da - saß ich fast zwei Stunden rum und hab mich von alten Frauen schräg angucken lassen. Na ja, wer sonst keine Hobbies hat...
Irgendwann kam der Arzt dann um die Ecke, luschert ins Wartezimmer und ruft "Frau Wjendt" auf... und nichts passiert... keiner fühlt sich angesprochen... und er ruft wieder... und mein Gehirn bemerkt, dass das, was er da ruft, "Wendt" doch sehr nahe ist... grandios =)
Dann ging's in eine Umkleidekabine, Jacke ausziehen (hat mir ja keiner gesagt, was ich alles ausziehen soll) und dann in den Raum, wo die Maske gemacht wird. Da kommt eine Frau auf mich zu und sagt mir, ich solle das Kopftuch abnehmen. Also kehrtmarsch und Tuch in die Umkleide schmeißen. Wieder im großen Raum, kommt sie mit einer Kamera auf mich zu und sagt, sie müsse ein Photo von meinem Gesicht machen und ob ich das nicht liebe mit Kopftuch machen will... ähm... hallo?! Versteckte Kamera, oder verarscht die mich einfach nur so?
Mir war egal, ob mit oder ohne Tuch, also Photo ohne Tuch und dann soll ich mich auf so'ne Liege legen... meine Patienten verarschende Freundin kommt wieder und sagt, ich solle mein Oberteil auch noch ausziehen... also nochmal hoch und in die Umkleide... und ruhig bleiben...
Das Maskenziehen war dann ganz okay. Eine Plastikplatte wurde im warmen Wasserbad weich gemacht und mir auf's Gesicht gepatscht. Ein bisschen ziehen und warten und dann war sie fertig. Noch ein paar Klebestreifen zur Markierung drauf - fertig. Dann musste ich zum CT, damit auf meiner Maske ganz genau die Strahlungzonen aufgemalt werden konnten.
Ich muss die Maske bei jeder Bestrahlung aufsetzen, damit das Strahlengerät richtig eingestellt werden kann.

Tjaaa... und dann, am Dienstag (30. Juni) war ich wieder auf der Onko -.-
Ab dem vorangehen Samstag hatte ich ständig so'ne ekligen Kopfschmerzen und Montag kam ein stänkernder Weisheitszahn dazu. Also eigentlich wäre am Dienstag nur eine Untersuchung gewesen und dann hätte ich wieder nach Hause gekonnt, aber meine Werte waren eine mittelprächtige Katastrophe.
Ich bin zu Juliane, einem geistig behinderten Mädchen, ins Zimmer gezogen. Am Abend bis in die späte Nacht hinein habe ich Bluttransfusionen bekommen. Ich sag euch: das war eine Scheißnacht! Als die Schwestern damit fertig waren, ständig meinetwegen ins Zimmer zu poltern, kamen sie nachhern, um Juliane neu zu wickeln... und sowas geht ja nicht leise...
Am Donnerstag kam dann eine Zahnärztin zu mir, die sich die Sache mit meinem Zahn ansehen sollte. Über dem Zahn hatte sich so eine Art Hauttasche gebildet und die war ordentlich entzündet. Erst hat sie mir irgendwas salzig schmeckendes daruntergespritzt und dann - und das weckte böse Erinnerungen an meine Biopsie inklusive Tamponade (zugehöriger Blogeintrag) - stopfte sie ein kleines Stück Stoff, dass in Ringelblumenöl getränkt war, unter diese Hauttasche. Tat weh, schmeckte zum Kotzen, macht sie nicht zu meiner Freundin. Basta.
Die gleiche Prozedur wiederholte sie am Folgetag.
Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe den Verdacht, dass Zahn- und HNO-Ärzte Sadisten sind...
Na ja, jetzt die letzten Tage gab's Antibiotika, damit der Entzündungswert runtergeht und die Entzündung bei meinem Weisheitszahn abklingt.

Wenn grad keine Medikamente in mich reingepumpt werden darf ich auch raus.. und davon mache ich ausgiebig Gebrauch =)
Und das Schöne ist: es findet sich immer ein Babysitter (ich darf ja nicht alleine raus, weil ich noch keine 18 bin). Mal mein Lieblingszivi Daniel, der wie ein großer Bruder für mich ist, oder aber auch Johannes, der auf der Station nebenan Schüler ist und mit dem es mir vorkommt, als würde ich ihn schon Jahre kennen. Und mit der Schwesternschülerin Jenny hab ich gestern schön Eis gegessen (danke an Daniel, der für uns gelaufen ist) und DVD geguckt. Ich mag sie voll gerne. Schade, dass die Schüler ständig die Stationen wechseln müssen. Sie und die erste Schülerin, die ich kennen gelernt habe (Henriette) würd ich ja am liebsten ständig hier haben.
Aber man kann nicht alles haben. -.-

Ich komm mir im moment aber etwas egoistisch und wie ein furchtbarer Mensch vor, weil ich die Schwester gebeten habe, Juliane wieder in ihr Zimmer zu verlegen. Ich habe vier Nächte und zugehörige Tage mit ihr zusammen gewohnt. Die Tage sind kein Problem, jedoch die Nächte umso mehr. Ich habe die letzten vier Nächte so gut wie gar nicht geschlafen, weil Julchen gejault hat. Und wenn ihr des Nachts langweilig wurde, hat sie gegen irgendwas gegen geklopft. Ich war so egoistisch und jetzt ist sie raus hier... aber für sie war das total gut, mit jemandem zusammen im Zimmer zu sein, denn sonst ist sie alleine bis ihre Mutter bzw. Schwester sie besuchen kommt. Und das tut mir irgendwie total Leid, ihr das jetzt zu nehmen. Sie hatte da echt Spaß dran... ich werd mein schlechtes Gewissen nicht los... oh je =(

Achso: den dritten Block hab ich super überstanden (nur ein Kotzer) und mit dem anstehenden vierten Block habe ich das auch vor (der fängt am Dienstag, 7. Juli an). Zusätzlich zur Chemo gibt's dann ja auch Strahlen.

Irgendwann zwischendurch war die "Wunschfee" hier. Von der dürfen wir uns was wünschen, (fast) egal, was. Beispiele: einen Treffen mit dem Lieblingsschauspieler, ein Besuch im Disneyland oder Schwimmen mit Delphinen. Ich hab viel Hin- und herüberlegt, was ich gerne hätte oder machen möchte, aber kein Wunsch überwog... jedenfalls keiner, der mich direkt betraf.
Ich weiß nun aber, was ich mir wünsche: einen dicken Wellness-Urlaub für meine Mamma, ganz ohne Kinder und mit vielen Massagen und Wirlpoolbädern und leckeren Cocktails. Sie kümmert sich seit 23 Jahren um meinen schwerbehinderten Bruder, ist alleinerziehende Mutter von vier Kindern (ich habe noch zwei kleine Schwestern) und nun auch noch meine Erkrankung. Sie sagt zwar immer, es gibt Menschen, die es schlimmer getroffen hat, aber ich bin der Meinung, viele gibt's da auch nicht mehr. Ich kann mir wirklich keinen Menschen vorstellen, der einen richtigen Urlaub so verdient hat wie sie. Aber pssssst! Nichts verraten!

So, genug von mir... ich hab schon wieder viel zu viel gelabert.
Bis zum nächsten Mal ;-)

Liebste Grüße und ein Fingerzeig auf meine eMail Adresse rechts oben in der Box
eure eda