Dienstag, 9. November 2010

Endlich wieder zu Hause...



So, Ladies and Gentlemen, ich bin wieder imstande, mit YouTube zu kommunizieren *yay*
Hier nun also die vergangenen Tage:

Mittwoch, 27.Oktober 2010: Ich bekomme die Diagnose Krebs ein zweites Mal.
Ich werde mir nie wieder an einem 27. einen Arzttermin geben lassen, denn die erste Diagnose bekam ich am 27.April 2010. An diesem Nachmittag hatte ich dann noch eine Knochenzintigraphie, bei der mir eine radioaktive Substanz gespritzt wurde. Ich müsste mittlerweile als Atomreaktor arbeiten können. -.-
Abends bin ich dann auf eigenen Wunsch nochmal nach Hause gefahren, weil ich euch die "frohe Botschaft" überbringen wollte.

Donnerstag, 28.Oktober 2010: Ich kehre auf die Onko zurück.
Ich hatte einen Ultraschall vom Bauch (um chemobedingte Schäden im Verlaufe der Therapie erkennen zu können), ein EEG (funktioniert mein Gehirn noch?), einen Lungenfunktionstest (ich saß in einem Glaskasten und musste durch ein Rörchen atmen - ich kann euch sagen, dabei kommt man sich ziemlich bescheuert vor) und einen Hörtest (Was?!).

Freitag, 29.Oktober 2010: Noch mehr Untersuchungen.
Morgens um 7:00 Uhr durfte ich zum Ganzkörper-MRT antanzen. Ich bin absolut nicht klaustrophobisch veranlagt, aber dieses Mal war mir doch anders. Bei meinem letzen Ganzkörper-MRT musste ich einfach nur eine Stunde komplett still liegen. Das war verdammt unangenehm, aber okay. Dieses Mal haben die mich komplett unter irgendwelchen Platten und Gewichten "begraben", sodass ich mich gar nicht bewegen konnte. Da habe selbst ich ein ungutes Gefühl bekommen. Ansonsten hatte ich nur noch 'ne Gefäß-Sono, also 'nen Ultraschall von den wichtigsten Lymphknoten und den großen Venen am Hals (in Vorbereitung für den Katheter)

Das Wochenende habe ich zu Hause verbracht.

Montag, 1.November 2010: Ein schrecklicher Tag.
Morgens hatte ich ein Torax-CT (also einmal die Lunge durchleuchten) und dann musste ich zur Frauenklinik für einen Ultraschall von der Brust. Da wurde festgestellt, dass sich in meiner linken Brust ein 14mmm x 6mm großer Knoten befindet. Die Ärztin konnte sagen was sie wollte, von wegen, die meisten Befunde sind dann ein gutartiger Knoten, ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Sie wollte aufgrund meines Alters keine Röntgenaufnahme machen, also folgte noch ein 3D Ultraschall, bei dem so ein beweglicher, großer Schallkopf zur Verwendung kommt. Das drückt verdammt, die Ladies unter euch wissen, was ich meine.
Ich fuhr zurück in die Kinderklinik (UKJ). In einem halb paralysierten Zustand saß ich in meinem Zimmer und habe von den verschiedensten Leuten irgendwelche Sachen gesagt bekommen. Am besten traf es Schw. Katharina: "Na du hast die Scheiße auch gebucht, oder?". Der Doc sagte mir, dass die Frauenklinik noch am selben Tag eine Biopsie (Gewebeprobeentnahme) vornehmen könnte, wenn ich sofort zusagen und antanzen würde. Besser so früh wie möglich, habe ich mir gedacht, und bin hingefahren. Für die Biopsie gab es eine örtliche Betäubung in Form einer Spritze in die Brust. Dann haben wir kurz gewartet und die Ärztin hat losgelegt. Mit so einer Art Druckluftpistole hat sie drei Gewebeproben "rausgeschossen". Ich habe nichts davon gespürt, trotzdem habe ich einfach nur hysterisch geheult.
Danach gab's einen Druckverband und ich durfte gehen.
Genialerweise hatte ich an dem Tag noch die Vorgespräche mit der Anästesistin und dem Chirurgen, aber die habe ich relativ gut über die Bühne gebracht (vor allem, weil ich bei den beiden mittlerweile Stammgast bin). Ich habe noch nachgefragt, wann ich denn ungefähr drankäme mit der Katheter-OP. Die Anästesistin sagte gegen 9:15 Uhr, der Chirurg frühestens gegen 11:00 Uhr...-ich liebe Ärzte...
Ich habe ein Photo von den Gewebeproben geschossen, es ist nicht besonders scharf, aber man kann die kleinen Würmchen erkennen:

Gegen Abend wollte ich dann unter den Verband luschern und musste feststellen, dass da Blut ist. Ich bin dann halb in Trance ins Behandlungszimmer gegangen, hab die Schwester erstaunt angeguckt und gesagt: "Ich blute!". Das war echt ein verdammt filmreicher Moment.

Dienstag, 2.November 2010: Ich bekomme meinen zweiten Katheter.
Der Tag begann mit Warten. Der Chirurg lag mit seiner Einschätzung besser, denn ich war wirklich erst gegen 11:00 Uhr dran. Die Menschen in der OP-Vorbereitung waren so süß wie immer (wir erinnern uns daran, dass sie es kaum erwarten können, einem das Nachthemd zu klauen), die Anästesisten natürlich auch. Ich hatte schon eine Flexüle (in weiser Vorraussicht drin gelassen), was meinen Mitmenschen aber nicht so recht war, da es eine kleine Flexüle war. "Ja aber falls was is..." Ich habe ihnen gesagt, sie könnten gerne einen neuen Zugang legen, aber erst, wenn ich weg bin (d.h., wenn ich schon unter Narkose bin).
Ich bin gegen 15:00 Uhr wieder aufgewacht und habe die Schwestern in guter alter Manier unterhalten. Und wisst ihr, was ich festgestellt habe? Meine Freunde aus der Anästesie haben mir drei (!) Mal in die Armbeuge gestochen, bis sie zu dem Schluss kamen, dass das Handgelenk keine schlechte Alternative ist... als wenn ich in letzter Zeit nicht oft genug gelöchert werden würde.
Zurück auf Onko habe ich ausprobiert, wie es brennt, wenn man am Tag einer OP O-Saft trinkt. Wie dumm ich mich manchmal anstelle: bei einer OP wird einem immer ein Beatmungsschlauch in den Hals gelegt, der meistens leichte Schleimhautverletzungen verursacht. *dedümm* Dummheit tut weh.
Gegen Abend habe ich dann endlich wieder was zu essen gekriegt und das erste Mal die Frau Doc kennen gelernt, die mir den Katheter verpasst hat. War 'ne Nette.

Mittwoch, 3.November 2010: Ich habe das Aufklärungsgespräch.
Zunächst habe ich Internet bekommen, musste dann feststellen bzw. erinnerte mich wieder daran, dass Facebook und YouTube geperrt sind. Verdammt.
Dann hatte ich das Gespräch mit dem Doc. Die Ergebnisse der Biopsie waren da: wie ich schon beim Ultraschall wusste, es ist eine Metastase. Das mindert meine Chancen, das wusste ich schon. Ich bekam meinen Therapieplan und er erklärte mir, dass man, da ich nun ein Spezialfall wäre, meine Chancen fast unmöglich in Prozenten angeben könnte. Er nannte meine Chancen "reell", was soviel zu bedeuten hat wie "du könntest das schaffen". Er sagte auch, dass sie mir die Therapie gar nicht anbieten würden, wenn ich ein aussichtsloser Fall wäre. Ich bekomme fast nur neue Medikamente, einige davon sind erst seit 5 Jahren überhaupt am Menschen in Gebrauch. Allerdings hält der Doc sie für vielversprechend, und ich glaube ihm.
Der Kampf geht also von vorne los *Fanfare*
Gegen Nachmittag habe ich ein Photo von der Biopsie-Stelle zusammen mit der zugepflasterten Katheteraustrittsstelle gemacht:

Es sieht schlimmer aus, als es ist - wirklich!

Donnerstag, 4.November 2010: Die Chemo beginnt.
Ab hier gibt es nicht viel Spannendes zu berichten. Ich habe praktisch den ganzen Tag nur geschlafen oder gepullert (Ja, es gibt auch wieder Pullerbeutel - yippie)

Freitag, 5.November 2010: Nichts Neues...

Samstag, 6. November 2010: Essen?!
Ich habe festgestellt, dass ich von der Chemo nicht brechen muss. Das hat ich irgendwie total aus der Bahn geworfen. Ich hatte mein Schälchen schon am Bett hängen, brauchte es letztendlich nicht. Und dann wurde ich mutig: ich habe Frühstück gegessen! O_o Und wisste ihr was? Es ist tatsächlich dringeblieben!
Gegen Mittag hat das Vomex mich dann wieder ins Traumland geschickt und Abends habe ich Zwieback und Tomatensuppe zu mir genommen (etwas, was ich bei der ersten Therapie immer erst am Ende eines Blocks gewagt habe).

Sonntag, 7.November 2010: Ich behalte den Tagesablauf von Samstag bei.

Montag, 8. November 2010: Pizza und Kardiologen.
Um eventuell zwecks YouTube und Facebook nochmal was zu reißen kam Piet, der Internet-Zivi vormittags nochmal lang. Wir haben das hingekriegt, und dann haben wir uns in den Wintergarten gesetzt und einfach erzählt. Gegen Mittag erinnerten uns unsere Mägen, dass Essen keine schlechte Idee wäre und so kam es, dass wir uns Pizza bestellten. Lieferung auf die Onko. Das ist irgendwie komisch.
Gegen 12:00 Uhr wurde ich dann von meinem Tropfständer befreit. Wir aßen unsere Pizza und ich wollte grade meinen Taximenschen anrufen, um anch Hause zu düsen, da sagte der Doc, ich hätte noch den Herzultraschall offen, der wäre dann heute noch, auf Abruf.
Diejenigen von euch, die etwas Krankenhauserfahrung mitbringen, wissen, was "auf Abruf" bedeutet: stundenlanges Warten. Der Kardiologe ist so ein Halbgott in Weiß (das habe ich erst jetzt erkannt, vorher fand ich ihn eigentlich nett), und bekanntermaßen haben Halbgötter in Weiß immer sooo viele wichtige Dinge zu erledigen, da ist keine Zeit für 'ne 10-Minuten-Sono. Nach vier (ich wiederhole: VIER) Stunden durfte ich dann endlich runter. Auf eine Bemerkung meinerseits, was die Wartezeit anging, machte er eine Bemerkung, die andeutete, ich wäre schon irgendwie dumm. Daraufhin habe ich erhaben geschwiegen. Herzi ist in Ordnung, also durfte ich abzischen.
Gegen 17:00 Uhr war ich dann endlich zu Hause.

Das soll's für's erste gewesen sein.
Liebste Grüße
eda :-*