Dienstag, 29. September 2009

Chemo (Tag 152) "Nischt los?!"

Hey na?
Es liegen nicht mal zwei Wochen zwischen diesem und dem letzten Eintrag... ich werde besser. Mal sehen, wie lange das anhält ^^
Diejenigen von euch, die mir mailen wissen bereits, dass ich ewig zum antowrten brauche. Das tut mir ja irgendwie auch Leid, aber ich hab so oft einfach keine Lust zu schreiben...

Was gibt es denn zu erzählen...
Ich habe Block Nummer sieben gut überstanden. Eigentlich habe ich nur geschlafen, aber so lässt sich das alles am besten aushalten.
Am Montag (21. September) bin ich wieder nach Hause gekommen und war am Folgetag auch prompt übermütig und bin Shoppen gefahren (im Bus). Ein paar Schuhe und in zwei weitere Geschäfte geguckt und ich war nicht mehr zu gebrauchen. Dann fuhr ich mit meiner Schwester zurück zum Bahnhof. Von da fuhr mich ein Kumpel nach Hause. Eigentlich ist es kein weiter Weg, aber ich war einfach zu fertig.
Selbst Schuld!

Seit Mittwoch (23. September) kommen mich nun auch Lehrer zu Hause besuchen. Mathe, Physik, Englisch und, zu meinem Leidwesen, auch Deutsch. Die Lehrer sind alle toll, aber auf Deutsch hätte ich auch verzichtet ;-)

So, mir fällt für's erste nichts weiter ein.

Liebste Grüße - eda :-*

Donnerstag, 17. September 2009

Chemo (Tag 140) "Ich hab's echt drauf"

Der Titel dürfte einigen von euch schon sagen, dass ich mal wieder unangenehm aufgefallen bin.

Seit gestern bin ich wieder auf Station, vorher musste ich aber - wie immer - ins Labor, für ein kleines Blutbild. Ich gab meinen Zettel ab, setzte mich auf die Bank und "knetete" mein Ohrläppchen, damit es gut durchblutet ist, wenn die Stechschwester da Blut rausholt. Ich war also schön am Ohrläppchenwubbeln, als eine von denen rauskommt, mich sieht und mir sagt, dass sie aus dem Finger nimmt. Ich klährte sie darüber auf, dass das seit viereinhalb Monaten aus gutem Grund am Ohr gemacht wird, aber das wollte sie nicht hören. Vor mir war noch ein kleiner Junge dran, der hat geschrien wie am Spieß - Das macht besonders viel Mut.
Danach war ich dann dran. Rein ins Stechzimmer, hinsetzen. Dann kam eine junge Frau, vielleicht 20 Jahre alt. Auch der erklährte ich, dass es keine gute Idee ist, meinen Finger zu malträtieren. Leider hatte sie in dem Verein gar nichts zu melden und musste sich dem Besen fügen, der mir vorher ja schon gesagt hatte, dass das nichts wird. Dann wollten die auch noch meinen rechten Zeigefinger! Ich glaub', es hackt ein wenig?! Wir haben uns auf den kleinen Finger "geeinigt".
Ich habe es am Ohr nie gespürt, wenn die gepiekt haben, am Finger dagegen sehr wohl. Und das tut weh! Und dann kam das Blut nicht so richtig, also spielten wir Bäumchen wechsel dich, und die alte Zimtziege fing an, an meinem Finger rumzuquetschen. Mir wurde heiß und leicht schwindelig. Als sie irgendwann mal fertig war, stand ich auf und ging zum Fahrstuhl. Mit mir stiegen noch zwei Männer ein. Die Fahrt vom zweiten Stock ins Erdgeschoss hat gereicht, dass die Welt sich für mich dreht. Ich habe ganz genau gemerkt, wie mir die Kontrolle entglitt. Die Männer stiegen aus, und ich dachte nur: "Im Foyer, an der Rückwand, stehen Stühle, bis dahin muss ich's schaffen..."
Pustekuchen! Ganze drei Schritte habe ich geschafft, dann sah' ich den Boden rasant näher kommen. Tolle Bockwurst, ganz ehrlich. Wer will nicht mitten in der Eingangshalle einer Klinik, sieben Meter von der Ambulanz entfernt, vor allem aber mit vielen Zuschauern ohnmächtig merden und hinklatschen?
Ich war nur ganz kurz weg, dann mekte ich, wie jemand männliches meinen Kopf anhob und durch die Gegend brüllte, hier sei jemand umgekippt. Supi, dachte ich, ganz unauffällig, wie er das macht. Langsam fing mein rechter Fuß an, weh zu tun. Na toll, noch was gebrochen wäre ja die Krönung des Ganzen. Dann kam jemand mit einer Trage und ich wurde vom Boden aufgesammelt und in die Ambulanz verfrachtet. Mein Blutdruck wurde gemessen und die fragten mich, wo ich denn hingehöre...
Letztendlich wurde ich mit 'nem Krankentransport zur UKK rübergefahren und in 'nem Rollstuhl hoch zur Station. In unserer Ambulanz standen schon einige Leute und fragten sofort, was ich wieder für'n Blödsinn mache... Jaaaah, Leute, ich hab das garantiert freiwillig gemacht...
Das Ende vom Lied ist eine Zerrung im Fuß und ein Argument, weswegen ich mir nie wieder in den Finger pieken lasse...

Ich verabschiede mich zum Schlafen (der siebente Block hat heute begonnen)
eda :-*

Samstag, 12. September 2009

Chemo (Tag 135) "Jaaaah, sie lebt noch"

Im Moment scheine ich kein Glück zu haben...

Nach dem sechsten Block (17.-21. August) ging's mir erstmal gar nicht gut. Noch am Abreisetag musste ich mich beim Anblick meines Frühstücks heftig übergeben, was keinen Spaß macht, wenn nur noch Magensäure und Galle übrig sind, die überhaupt raus können. -.-
Damit war der Tag für mich gelaufen, denn im Abstand von zwei bis drei Stunden musste ich immer wieder auf Klo rennen, weil mein Magen der Meinung war, Party zu machen. Glücklicherweise durfte ich trotzdem nach Hause. Eine der Schwestern machte kurz vor meiner Abreise noch den unglaublich intelligenten Vorschlag, mir Vomex zu geben. Vomex, klar! (Vomex ist gegen Übelkeit, macht allerdings auch verdammt müde)
Innerhalb von zehn Minuten schlafe ich wie ein Stein und wache auch garantiert unter vier Stunden nicht mehr auf... wie soll ich nach Hause kommen?! Also lieber nicht.

Zu Hause habe ich dann die zwei Folgetage überwiegend im Zimmer auf meinem Bett verbracht. Ich war ja noch nie besonders sportlich, aber selbst wenn ich nur aufgestanden bin, habe ich schon gepumpt wie ein Maikäfer. Es wurde dann allerdings besser.

Am 26. August gab's dann Besuch von zwei Freundinnen. Ein bisschen durch die Gegend laufen und Blödsinn labern - das können wir gut. Allerding fing mein Mund wieder an zu brennen, wenn ich irgendetwas zu mir nahm. Ich hatte grade wieder angefangen, normal zu essen, nachdem ich mich fast einen ganzen Monat von Fresubin (Flüssignahrung) ernährt hatte.
(Die Pilzinfektion war sehr schmerzhaft, daher war kein normales Essen möglich.)
Und nun ging das wieder von vorne los. Am darauffolgenden Tag (Donnerstag) ging dann gar nichts mehr. Ich konnte weder essen noch sprechen und trinken ging nur unter Schmerzen. Meine Mundschleimhaut und die im Hals waren dermaßen kaputt und angegriffen... Ein wenig Abhilfe verschaffte mir die Kristerlösung, die ich noch aus der Strahlenklinik hatte. Wenn man damit in verdünnter Form den Mund ausspült, betäubt das für zwei drei Stunden und man hat keine Schmerzen. Hilft allerdings nur da, wo es auch hinkommt (logisch). Zeitweilig konnte ich also wieder sprechen, weil der Mund nicht mehr so weh tat, aber schlucken war immernoch nicht, denn Kristerlösung ist ja nicht zum Trinken da. =(
So verbrachte ich bis Samstag zu Hause bis ich mich dazu durchringen konnte, meine Mamma zu bitten, den Taxifahrer zu rufen, damit ich in die Klinik komme.

Bis zur Klinik bekam ich dann auch noch Fieber *yippie* und mein Glück war perfekt. Na ja, es war ja nun keine Frage, dass ich aufgenommen werde. Noch im Behandlungszimmer bekam ich eine Dosis Dipidolor (kurz Dipi, ein Schmerzmittel). Nach ein zwei Minuten waren die Schmerzen komplett weg. Ich wurde in ein Zimmer geschoben und war erstmal glücklich. Leider Gottes nicht lange... denn die finden ja immer etwas, womit sie mich ärgern können. Diesmal war es eine Flexyle in meinem Arm, denn der Katheter war damit beschäftigt, alle möglichen Medikamente in mich reinzupumpen. Ich sollte Thrombozyten und drei Konserven Blut kriegen. Na toll! Ich mit meiner panischen Angst vor Spritzen und Nadeln und derartigem Zeug soll 'ne Flexyle in den Arm kriegen... ich hab Spaß... -.-

In den folgenden Tagen bekam ich dauerhaft Dipi, was mir im Grunde gar nichts brachte. Wenn es 5 ml auf einmal gibt, ist die Welt wieder schön und schmerzfrei, aber wenn es 2,5 ml auf eine Stunde gibt, nützt mir das garnichts. Das habe ich auch versucht, dem Doc zu erklähren, aber irgendwas lief schief. Er fing an davon zu reden, die Dosis zu verringern. Öhm... wie jetzt? Ich sage ihm, es reicht nicht aus und er will weniger geben. Das muss irgendeine Medizinerlogik sein, die ich noch nicht verstehe, oder die Illuminaten haben ihre Finger im Spiel ;-) (ich fange an, rumzuspinnen - entschuldigt bitte)
Jedenfalls gab ich die Diskussion auf und hielt die Schmerzen einfach soweit aus. Nach einigen Tagen ging es meinem Hals dann wieder soweit gut, dass ich Fresubin trinken konnte (wie ich das vermisst hatte) und ich sagte dem Doc, er könne das Dipi nun runterstellen, bzw. ganz rausnehmen. Dipidolor hat die unangenehme Nebenwirkung, dass man unkoordinierter wird, und z.B. die Hände beim Greifen eines Gegenstandes zucken. Also wollte ich das Zeug loswerden. Nachdem ich meinen Wunsch dargelegt hatte, schlug er eine Bonusladung Dipi vor.
WILL DER MICH VERARSCHEN???
Wenn ich Boni will, erzählt er vom runterstellen und wenn ich genau das möchte, schlägt er Boni vor. Das versteh' jetzt mal einer.

Ich hab insgesamt 11 Tage ungeplant auf Station verbracht. Eigentlich hätte am 8. September (Dienstag) mein siebenter Block beginnen müssen, aber ich habe eine Woche Schonfrist bekommen. Erstmal wieder ein bisschen hoch kommen, bevor's mich wieder umhaut.
Leider habe ich nun aber den ersten Schultag (31. August) verpasst, an dem ich eigentlich vor Ort hatte sein wollen. Wie sagte meine Mathelehrerin immer: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Wie recht sie doch hatte...

So, Jungs und Mädels, wenn mir noch was einfällt, melde ich mich wieder, ansonsten bin ich nach dem nächsten Block wieder zu lesen, wenn ich genügend Motivation aufbringen kann.

Liebste Grüße - eda :-*