Freitag, 25. Februar 2011

Stuttgart Teil 3 (11.- 13. Februar 2011) - Nach der OP und Verdachtsmomente



Freitag, 11.Februar 2011:
Gegen halb zehn bekam ich unerwarteten Besuch vom Prof. Er war ziemlich verwirrt, dass ich so gut drauf war, denn seiner Erfahrung nach ist es so, dass die Leute am Tag der OP eh' nicht zu gebrauchen sind, am ersten Tag danach sehr nachdenklich und auch weinerlich sind und am zweiten Tag nach der OP schon wieder durch die Gegend laufen. Ich habe da wohl etwas ausgelassen, aber ich vermisse den Depri-Tag auch nicht sonderlich.
Ich war jedenfalls scharf darauf, zu erfahren, wann ich denn die blöde Drainage loswerde. Das ist so ein Schlauch, der Wundflüssigkeit und Blut aus der operierten Region abfließen lässt, damit sich keine unschönen Gnubbel bilden und die Wundheilung begünstigt wird. Er nahm mir da jegliche Hoffnung, dass ich das Ding schnell loswerde, da er in dieser Hinsicht sehr pingelig ist. Nach der Regel 0+3 bedeutet das: wenn nichts mehr rauskommt (0) wartet man noch 3 Tage, dann kann gezogen werden. Yippie. Alle Schläuche, die an meinem Körper verlegt werden, liegen immer so, dass der Bügel vom BH draufdrückt. Schmerzhafte Sache. Und ich muss ganze sechs Wochen lang Tag und Nacht einen BH tragen, damit sich nichts verwächst und das Ergebnis bestmöglich aussieht. Außerdem sagte er noch, dass der Pathologiebefund vorraussichtlich Mittwoch oder Donnerstag kommen würde. Na super.
Auf meinem Zimmer hatte ich dann auch noch sehr viel Spaß *hust*
Meine türkischstämmige "Mitbewohnerin" hatte Besuch. Von ihrer Familie. Die mit 12 Leuten auf einmal kommen mussten. Danke. Alle quasselten durcheinander und taten fast so, als wäre sie totkrank, dabei hatte sie "nur" eine Schilddrüsen-OP. Meine Bettnachbarin hatte übrigens die gleiche OP wie sie und war schon wieder relativ aktiv... Die hatte übrigens vor zehn Jahren ein Mamma-Karzinom, also das, was im Volksmund Brustkrebs genannt wird. Ihr Mann kam sie am Tag nach der OP besuchen und brachte ihr einen kleinen Topf mit Schneeglöckchen, die er selbst im Garten ausgegraben hat. Ooooooooh, wie süüüüüß. Wie neidisch ich da war...
Ich fragte dann nach Schmerzmitteln und die Station war hoffnungslos überfüllt, sodass die Schwester zu mir sagte, sie würde in 15 Minuten nochmal wiederkommen. Sie hat mich letztendlich vergessen. Genauso wie meine Bettnachbarin von den Ärzten vergessen wurde. Sie wartete geschlagene 5 Stunden darauf, ihre Flexüle gezogen zu bekommen.
Von der Krampfader auf der anderen Seite des Zimmers bekam ich selbstgestrickte Socken geschenkt :D

Samstag, 12. Februar 2011:

Aus meiner Drainage kam fast nichts mehr und ich wurde sie trotzdem nicht los, das war deprimierend. Ansonsten versuchte ich, ohne Schmerzmittel auszukommen, da ich dachte, es wäre nur die Drainage, die drückt, letzendlich habe ich mir dann doch was bestellt und durfte zur Strafe (wofür auch immer) eine Stunde warten.

Sonntag, 13. Februar 2011:
Mamma und verabschiedeten uns voneinander. Sie musste am nächsten Tag zurück nach Hause, denn ursprünglich war nur eine Woche Aufenthalt geplant und demzufolge war mein pflegebedürftiger Bruder auch nur für eine Woche in einer Pflegeeinrichtung angemeldet.
Ich habe es wahrscheinlich unbewusst schon gemerkt, jedenfalls stellte ich zu meinem großen Entsetzen fest, dass sich dort, wo am Hals der Tumor entfernt worden war eine gut fühlbare Beule gebildet hatte. Ihr könnt euch das sicherlich ganz gut vorstellen, es folgten eine Panikattacke und ein ausgewachsener Heulkrampf. Ich war einfach komplett überfordert und fühlte mich ziemlich alleine. Der Arzt, der gerufen wurde, um sich das anzusehen war auch keine Hilfe. Er meinte, es wäre doch genauso gut möglich, dass ein Lymphknoten aufgrund einer Entzündung angeschwollen ist. Klar. Ohne Entzündung. Er verschrieb mir ein Beruhigungsmittel und ging. Ich schlief diese Nacht schlecht, aber ich konnte immerhin schlafen.

1 Kommentar:

  1. Woow..
    Ich find's manchmal schrecklich, wie die Schwestern/ Ärzte mit einem umgehen. Klar, für sie ist es Arbeit. Aber sie arbeiten mit Menschen, FÜR Menschen. :/

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